Wenn man an einem Sonntag Nachmittag in einem Cafè einer ordentlichen Stadt mit ländlichem Flair arbeitsbedingt sitzen muss, lernt mann so einiges über die achso österreichische Seele.
Die Tierliebe ist wichtiger als Tagespolitik ('Scheiß am Faymann mit sein Grinser, da Wasti hot schon seit 3 Tog Dünnschiss'), das Wetter wichtiger als die Wirtschaftslage ('bei dem Wetter brauch i Gott sei Dank net hazn'), Sport wichtiger als Kultur ('den Schas hat's braucht - dafür kriagn wir heuer weniger Förderung'). Schade, wenn man dabei im Dienst ist, und sich nicht einfach ein paar Tropfen Musik in die Ohren träufeln kann.

Das einzig Hörenswerte war ein Gespräch zweier mittelalter Männer mit leichtem Restalkohol von gestern und dem einen oder andere Sommerspritzer von heute, die lautstark Deutschtests für Ausländer gefordert haben, bei denen ich ihnen aber einen ähnlichen Durchfall prophezeie, wie ihn Wasti schon seit 3 Tagen hat.

-D.

Fast schon hätte man gedacht, dass sich Silvio Berlusconi in seiner dritten Amtszeit frei von Skandalen und unrechten Machenschaften ist. Gut, das mag am Gewöhnungseffekt liegen ('Naja, da hat er schon Schlimmeres / Unsinnigeres / Gesetzeswidrigeres gemacht.'), aber er ist wieder retour. Ein vom obersten Gericht verfügtes Urteil über Sterbehilfe möchte er aufheben. Was befugt ihn dazu? Antwort: sein Wille. Auch in Italien sind Richter (grundsätzlich) weisungsungebunden und die Trennung von Legislative, Exekutive und Judikative sollte dem Ministerpräsidenten geläufig sein.

Nun will Berlusconi nicht nur Krankenhäusern und Institutionen die Gelder kürzen, die Sterbehilfe praktizieren, sie will auch Menschen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben verweigern. Aus welchem Grund? Der Anlassfall behandelt eine inzwischen 38jährige Frau, die seit nunmehr 17 Jahren im Wachkoma liegt und für die ein Urteil vorliegt, dass sie Sterben darf.
Berlusconi will das nicht. Weil ... ja, warum eigentlich? Persönlichkeitsrechte? Recht auf freie Entscheidung? Bitte um eine kurze Erklärung.

-D.

Viel weiter als die Meinungsforscher war ich wohl auch nicht daneben. Mal sehen, was sich daraus ergibt.
Große Koalition? Bringt wohl bei der nächsten Wahl wiederum einen ordentlichen Zuwachs für den rechten Rand.
Rot oder Schwarz mit BZÖ/FPÖ? Das würde einerseits nicht lange halten, dafür aber die rechten (dann) Regierungsparteien bei der nächsten Wahl wieder auf ihr ehrliches Potential downsizen.

Aber wenn man allen Aussagen vor der Wahl auch nach der Wahl noch glauben sollte, dann dauert das wieder, bis wir eine Regierung haben. Ja, wenn. Derweil heißt's weiterwurschteln.

-D.

Ich habe schon gewählt. Und ich habe mit vielen Bekanntenüber die bevorstehende Wahl gesprochen. Meiner Meinung nach sind die derzeitigen Prognosen nicht so gut, ich fürchte fast, dass sich der rechte Rand noch weiter hinaufkämpfen wird.
Meine Prognose:
SPÖ: 26%
ÖVP: 24%
FPÖ: 20%
Grüne: 13%
BZÖ: 8%
LIF: 4%
FRITZ: 3%
KPÖ: 1%
Christen & RETTÖ: <1%

Keine Wunschergebnis meinerseits, mal schaun, wie weit ich daneben bin.

-D.

Der Kasperl ist wieder da. Und weg zugleich. Komisch. Aber nicht unerwartet, oder? Hat wirklich jemand geglaubt, dass er sich für immer ins Bärental zurückzieht? Wirklich? Nein, oder?

-D.

Gerade bei Olympia gesehen:
Wie bei (fast) allen Beachvolleyballturnieren wird in den Spielpausen Musik eingespielt. Eines der Lieder: irgendeine neue Version des John Farnham-Klassikers "You're the Voice".
Entweder
a) übt der DJ heimlichen Widerstand,
b) versteht die chinesische Regierung den Text nicht, oder
c) hat diese einen sehr guten Sinn für Sarkasmus.
Bitte um Antwort.

-D.

Heute war ich auf einem 'Afrikafest' im Kindergarten meiner Nichte. Ich hab hier (glaub ich) noch nie erwähnt, dass sie ein ganz ein süsser Schatz ist, aber das würde wohl jeder Taufpate von seinem Patenkind behaupten (Sie ist aber wirklich süss ;o)).

Ich finde die Idee gut, da die Kinder so auf positive Weise mit anderen Kulturen in Verbindung gebracht werden und Vorurteile abbauen oder erst gar nicht entstehen lassen können. Ein skurriles Detail gab es dennoch: Als das letzte Lied zu Ende war, hoben die Kinder zu einem Sprechchor an, den ich nicht 100% verstanden habe. Sie wollten die Veranstaltung noch nicht für beendet erklären und riefen laut:
Mugabe! Mugabe!

Oder hab ich mich da doch verhört?

-D.

Ich hatte das Vergnügen, das letzte Wochenende in Graz verbringen zu dürfen. Ich habe mir die Abschlussveranstaltung der FPÖ angesehen und musste leider nur allzu häufig lachen. Da ein Großteil der 'Zuhörer' - wie sagte HCS so schön - 'Antidemokraten' war, dachte ich, 'so schlimm wird's doch nicht werden, die meisten GrazerInnen sind doch vernünftig'. Und als ich auf der Heimreise auch noch von einem 'Abstrafen der FPÖ auf Grund des Winter-Sagers' gehört hatte, vermutete ich die Blaunen irgendwo bei 7%. Zwar immer noch 7% zu viel, aber doch eingedämmt.
Doch was muss ich dann in den Medien erfahren? Knappe 11%? Und das soll eine Strafe sein? Die Medien sprachen immer noch von einem Rohrkrepierer. In Wirklichkeit haben die Blaunen 3%, 2 Mandate und einen Stadtsenatsitz zugelegt. Entweder stimmt mit meiner Ansicht von Abfuhr etwas nicht, oder die Medien versuchen einen durchaus erschreckenden Erfolg als klein darzustellen.
Dazu noch das BZÖ, das auch eingezogen ist. Graz wird nicht bunter, graz wird bräunlicher. Nicht erfreulich.

-D.

P.S.: SPÖ und KPÖ haben verloren - einfach aus dem Grund, weil sie im Wahlkampf nicht wirklich präsent waren. Und ein Walter Ferk ist eben kein Alfred Stingl. Und eine Elke Kahr kein Ernest Kaltenegger. Die FPÖ und das BZÖ haben zugelegt, weil sie polarisiert haben. Die einzigen wirklichen 'Protestparteien'. Und die ÖVP und die Grünen haben stark zugelegt, weil sie mit Themen gepunktet haben.

Heute waren in Graz das BZÖ und die FPÖ aktiv. Und das wieder mit menschenverachtenden Aussagen. Hoffentlich nehmen sich die beiden so viele Stimmen weg, dass sie sich irgendwann in Nichtigkeit auflösen. Leider gibt es aber noch viel zu viele Menschen, die sich von Hetzpolitik und Fremdenhass leiten lassen.
Wehret den Anfängen!

Zum Nachlesen:
Der Standard
Die Presse
Salzburger Nachrichten

-D.

Wenn ein Mensch (hier: eine Frau mit ca. 60 Jahren) mit dir diskutiert, und sie erklärt, dass sie 'Neger' und 'Ausländer' mag, dies sogar argumentativ untermauert und wirklich ehrlich meint, soll man sie dann darauf hinweisen, dass diese Begriffe längst veraltet sind? Und dass man zu diesen menschen 'Afrikaner' und 'Menschen mit Migrationshintergrund' nennt? Oder soll man einfach zufrieden sein, dass es noch alte Menschen gibt, die nicht rassistisch und ausländerfeindlich sind und nur die immer neuen Nomenklaturregeln nicht kennen bzw. nicht mitmachen?

-D.